Förderung wissenschaftlicher Arbeit

Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2013

RA Herbert Wartensleben

Herbert Wartensleben


Laudatio für Rechtsanwalt Herbert Wartensleben zur Verleihung der Walter-Cyran-Medaille

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir ehren heute einen Menschen, der sich um die Entwicklung von Regulatory Affairs in besonderer Weise verdient gemacht hat. Er wurde geboren 1936 in Bayern, war lange Zeit für die Deutsche Bundesbahn tätig und hat parallel dazu an der Universität Erlangen Rechtswissenschaften studiert. Er war 1963 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Strafrechtswissenschaften. Während seiner Zeit als Rechtsreferendar beim Oberlandesgericht Nürnberg hat er zusätzlich die Geschäftsleitung des Instituts für Strafrechtswissenschaften in Erlangen übernommen. 1967 hat er sein zweites juristisches Staatsexamen bestanden. Während seiner wissenschaftlichen Arbeit wurde der Lehrstuhl in Erlangen mit dem wohl bedeutendsten Fall im Bereich der Arzneimittelsicherheit befasst. Das verantwortliche Unternehmen war in eines der größten Strafverfahren der Rechtsgeschichte verwickelt und hat unseren Preisträger aufgrund seiner besonderen wissenschaftlichen Expertise zum Leiter der Rechtsabteilung berufen.

Von 1976 bis 1981 war er Chefsyndikus und Ressortleiter Marketing. Seit 1982 bis heute ist er anwaltlich tätig mit den Schwerpunkten Arzt-, Arzneimittel- und Apothekenrecht. Er hat zahlreiche ausländische Regierungen über das EU- und deutsche Arzneimittelrecht beraten, war 1988 Träger des deutschen Pharmarechtspreises, 1997 Träger des deutschen Arztrechtspreises. Seit 1998 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Witten und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Fachhochschule für Apothekenbetriebswirtschaft. Wir alle kennen ihn bestens aus zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen, vor allem für naturwissenschaftliche Mitarbeiter der pharmazeutischen Industrie. Er hat die besondere Gabe, sehr komplexe pharmazeutische und pharmakologische Sachverhalte zu erfassen, rechtlich zu würdigen und Naturwissenschaftlern so zu vermitteln, dass sie ein Verständnis für die rechtlichen Probleme gewinnen und die notwendigen Konsequenzen auch verstehen. Es ist die Gradwanderung zwischen Naturwissenschaft und Recht, also der Scientia und Prudentia – wie Aristoteles schon zu unterscheiden wusste, die er besonders souverän beherrscht.

Sie ahnen, über wen ich rede: Den Kollegen Herbert Wartensleben, der für das Unternehmen Grünenthal ganz maßgeblich die Rechtsverfahren im Contergan-Verfahren koordiniert hat.

Zu jener Zeit war kein geringerer als der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann Bundesjustizminister. Er hat vor allem aufgrund seiner nachhaltigen Erfahrung als Rechtsanwalt erkannt, wie solche Desaster enden können, wenn der Versuch einer Lösung sich auf die Durchführung rechtsförmlicher Verfahren beschränkt. Er hat daher grünes Licht für Vergleichsverhandlungen geben, die Herbert Wartensleben mit dem damals agierenden Staatssekretär begonnen hat und die schließlich in der historisch bedeutsamen Gründung der Conterganstiftung für behinderte Menschen ihren vorläufigen Abschluss gefunden haben.

Lieber Herbert, es ist Dein historischer Verdienst, an dieser Gründung ganz maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Du hast maßgeblich dazu beigetragen, dass die Contergan-geschädigten Kinder nicht nur eine finanzielle Absicherung, sondern auch Rehabilitation und Förderung erfahren haben, die bis heute anhält. Dies hat maßgeblich die deutsche Rechtskultur geprägt, mit solch gigantischen Katastrophen umzugehen. Die Geldflüsse im Haftungssystem der Vereinigten Staaten von Amerika sind weiß Gott größer. Sie erreichen die Geschädigten nur zum geringen Teil, wenn ich an die dramatische Höhe der sogenannten Contingency Fees denke, die an amerikanische Anwaltskanzleien gezahlt werden.

Für diesen Erfolg war sicherlich auch ganz maßgeblich Deine unnachahmliche und besondere Gabe als Anwalt zu agieren. Du hast in der Tat das Anwalts-Gen. Wenn andere die Nerven verlieren, wird Herbert Wartensleben immer ruhiger und gelassener. Dies ist die beste Voraussetzung, um in schwierigen Situationen abgewogene und richtige Entscheidungen im Risikomanagement zu treffen.

Gelassenheit und Konzentration auf das Wesentliche sind gute Voraussetzungen, aber nicht auch ausreichend für eine qualifizierte Beratung. Dein besonderer Sachverstand und Deine Sachkunde haben Dich in den Rankings für Life Science Lawyers häufig als Nummer 1 der Bundesrepublik Deutschland ausgewiesen.

Lieber Herbert, Du hast die rechtliche Dimension des Gebietes Regulatory Affairs in besonderer Weise geprägt. Dein Lebenswerk verdient eine besondere Anerkennung und ich glaube, dass gerade die Walter-Cyran-Medaille in besonderer Weise geeignet ist, Deine Verdienste zu würdigen.

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Preisverleihung 2013